Françoise Hardy war zweifellos eine der einflussreichsten und faszinierendsten Persönlichkeiten der französischsprachigen Musikszene. Seit den frühen 1960er Jahren stand die Sängerin und Songwriterin erfolgreich ihre Frau und spielte damit auch eine wichtige Rolle für die weibliche Emanzipation im Musikbusiness. Dieser Blogbeitrag über große Frauen beim Eurovision Song Contest wirft einen Blick auf ihr Leben, ihre musikalische Reise und natürlich ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest als erste Künstlerin, die ihre eigene Komposition sang.
Die frühen Jahre: Geburt eine Legende
Françoise Hardy wurde am 17. Januar 1944 in Paris geboren. Sie wuchs gemeinsam mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwester in einfachen Verhältnissen bei ihrer alleinstehenden Mutter auf, ihr Vater, ein verheirateter Fabrikdirektor, kümmerte sich kaum um sie. Mit 16 Jahren bekommt sie zum bestandenen Abitur eine Gitarre geschenkt und unternimmt erste zaghafte Versuche, ihre tiefe innere Melancholie in Worte und Melodien zu kleiden. An der Sorbonne beginnt sie ein Studium in deutscher Sprache, träumt jedoch von einer Karriere als Sängerin. Dafür schreibt sie eigene Lieder, was zu dieser Zeit für eine Frau eher ungewöhnlich ist.
Entdeckung und Durchbruch
Ein erstes Vorsingen bei der Plattenfirma Vogue, die ein weibliches Pendant zu Rocksänger Johnny Hallyday sucht, verläuft nicht wie geplant, doch die junge Frau gibt nicht auf und arbeitet hart an ihrem musikalischen Ausdruck und ihrem Taktgefühl. Beim zweiten Vorsingen im November 1961 wird ihr gleich ein Plattenvertrag angeboten. Ihre erste EP enthält neben der Coverversion eines US-amerikanischen Hits, drei Songs aus eigener Feder. 1962 gelingt ihr schließlich mit dem selbst geschriebenen Song „Tous les garçons et les filles“, der sich auf Anhieb 500 000 Mal verkauft und zum Hit des Jahres wird, ein fulminanter Durchbruch.
Teilnahme am Eurovision Song Contest
Über Nacht wird Françoise Hardy zum weiblichen Musikidol der französischen Jugend und wird im Frühjahr 1963 von ihrer Plattenfirma nach London geschickt, um mit einer ihrer Kompositionen Monaco beim Eurovision Song Contest zu vertreten. „L'amour s'en va“ erreicht dort als erster Beitrag, der von seiner Interpretin selbst geschrieben wurde, einen hervorragenden 5. Platz. Die Künstlerin beeindruckt durch ihre außergewöhnliche Bühnenpräsenz und eine faszinierende Ausstrahlung – so sehr, dass der Regisseur Roger Vadim auf sie aufmerksam wird und ihr eine erste Filmrolle anbietet. Der Auftritt beim Eurovision Song Contest legt auch den Grundstein für ihre Karriere im Ausland.
Internationale Erfolge
Mit dem Album „In Deutschland“ und dem darauf veröffentlichten „Frag den Abendwind“ wird Françoise Hardy sowohl in der BRD als auch in der DDR zur vielgefragten Künstlerin. Doch schon bald werden ihr die Fesseln der Musikindustrie zu eng. Sie sucht Ausgleich in einem Psychologiestudium und wendet sich der Astrologie zu, die sie als Hilfsmittel betrachtet, um besser in die Seele blicken zu können. Nebenbei dreht sie Filme und veröffentlich einen Hit nach dem anderen, unter anderem das von Serge Gainsbourg getextete „Comment te dire adieu“. 1969 löst sie sich von ihrer Plattenfirma, kämpft vor Gericht um die Urheberrechte an ihren Kompositionen und gründet ein eigenes Label.
Rückzug und Comeback
Seit 1967 ist Françoise Hardy mit dem Sänger und Schauspieler Jacques Dutronc liiert, den sie 1981 heiratet und mit dem sie einen Sohn hat. Auch nach ihrer Trennung 1990 bleiben die beiden verheiratet und einander freundschaftlich verbunden. Der 1988 verkündete Rückzug aus dem Musikbusiness nach mehr als 25-jähriger Karriere währt nur vier Jahre, 1994 nimmt die Power-Frau schon wieder ein neues Album auf und publiziert zahlreiche Bücher zum Thema Astrologie. Zum 40. Bühnenjubiläum wird sie von der Académie Française 2006 mit der „Grande Médaille de la chanson française“ ausgezeichnet, ein Jahr zuvor wird sie bei den „Victoires de la Musique“ als Künstlerin des Jahres ausgezeichnet.
Kampf gegen den Krebs und für die Sterbehilfe
Zu diesem Zeitpunkt ist Françoise Hardy bereits an einer heimtückischen Krebsart erkrankt, die in den darauffolgenden Jahren immer wiederkehrt. Das hindert sie nicht daran, weitere vier Studioalben und mehrere Bücher zu veröffentlichen. Ihr Kampf gegen den Krebs wird von den Medien immer wieder zum Thema gemacht, und die Sängerin, die durch die Krebsbehandlung auf einem Ohr taub geworden ist und die Musik nach dem Krebsbefall des Kehlkopfes endgültig aufgeben musste, nutzt diese Aufmerksamkeit, um sich vor laufenden Mikros und Kameras immer wieder für eine Legalisierung der Sterbehilfe einzusetzen.
Musikalisches Vermächtnis
Das musikalische Vermächtnis der für ihre melancholischen Texte und ihren unverwechselbaren Gesangsstil bekannten Künstlerin lebt bis heute in der Popkultur weiter, denn sie wird von vielen aktuellen Musikerinnen und Musikern als Inspirationsquelle genannt. Ihr Mut, eigene Wege zu gehen, war für viele Frauen ein Anstoß, eigene Songs zu schreiben und sich nicht von männlichen Komponisten und Produzenten abhängig zu machen. Damit gebührt ihr ein Ehrenplatz in der Geschichte der Musik und des Feminismus.
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