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AutorenbildDr. Eurovision

Große Frauen beim Eurovision Song Contest: Leelo Tungal


Leelo Tungal ist eine herausragende Persönlichkeit in der Welt der Literatur und Musik ihrer Heimat Estland. ESC-Fans bekannt ist sie als Textdichterin der estnischen Beiträge zum Eurovision Song Contest 1993 und 1994 und des estnischen Beitrags zum Junior ESC 2023. Damit gehört sie zu den großen Frauen beim Eurovision Song Contest.


Ein Leben für die estnische Sprache

Tungal wurde am 22. Juni 1947 in Tallinn als Tochter eines Lehrerehepaars geboren und schlug nach dem Studium an der Universität Tartu abgeschlossen hatte, wo sie ihre Kenntnisse in estnischer Sprache und Literatur vertiefte, ebenfalls die Lehrerlaufbahn ein, arbeitete nebenbei aber auch als Übersetzerin und Redakteurin der Zeitschrift „Pioneer“, wo sie 1958 schon als Viertklässlerin ihr erstes Gedicht veröffentlicht hatte.


Literarische Werke und Auszeichnungen

Sprache ist für Tungal ein universelles Ausdrucksmittel, und so arbeitete sie in vielen verschiedenen Berufen, die mit Sprache zu tun haben: als Korrekturleserin, Kulturredakteurin und ausgesprochen produktive Autorin und Dichterin: Weit über 4 000 Werke von ihr wurden bislang veröffentlicht. Vor allem ihre Kinderbücher haben es den Esten angetan, von denen sie insgesamt 90 Stück verfasst hat. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, was ihre Bedeutung in der internationalen literarischen Gemeinschaft unterstreicht.


Eine blonde Frau im Abendkleid im Backstagebereich
Leelo Tungal beim ESC 1994 (KI-Kreation)

Ein historischer ESC-Beitrag

1993 und 1994 schrieb Tungal den Texte des ersten estnischen Beitrags zum ESC, „Muretut meelt ja südametuld“ (Ein unbeschwerter Geist und ein feuriges Herz) von Janika Sillamaa. Die bezaubernde Ballade verpasste in der Vorrunde „Kvalifikacija za Millstreet“ nur knapp den Einzug ins ESC-Finale. Im darauffolgenden Jahr durfte Estland dann erstmals auch am Samstagabend teilnehmen. Silvi Vrait sang den Debütsong „Nagu merelaine“ (Wie das Meer) in Dublin und brachte damit erstmals estnische Musik auf die (west-)europäische Bühne.

 

Silber wird grau und Gold verblasst Die Perlenkette zerfällt Stück für Stück Ein unbeschwerter Geist und Feuer im Herzen Sind das Kostbarste, verkünde ich
(aus: „Muuretud meelt ja südämetuld“)

 

Autobiografische Vergangenheitsbewältigung

Ihren wohl größten Erfolg feierte Leelo Tungal mit der autobiografischen Romantriologie „Seltsimees laps“ (Genosse Kind), in der sie die Geschichte ihrer Kindheit verarbeitet. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, wurde ihre Mutter unter fadenscheinigen Gründen festgenommen und inhaftiert. Die Familie wusste lange nichts über ihren Verbleib, weil die Mutter im Gefängnis nur zwei Briefe pro Jahr schreiben durfte und diese auf Russisch verfasst werden mussten. Bis heute berührt dieses Werk Hunderttausende von Esten, die in Tungals Schilderungen ihre eigene Kindheit wiederfinden.


Dem ESC aus Tradition verbunden

In den 2000er Jahren war Tungal, die neben Musiktexten auch die Libretti zu zahlreichen Opern und Musicals geschrieben hat, fast jedes Jahr zu Gast bei der Unterhaltungsshow „Ringvaade“, wo sie immer am Sonntag nach dem ESC-Finale den estnischen Text zum frisch gekürten Siegertitel schrieb, der am darauffolgenden Montag in der Sendung von einem bekannten estnischen Sänger vorgetragen wurde. Bis heute ist Leelo Tungal dem ESC verbunden. 2023 hat sie sogar den Text zum ersten estnischen Beitrag beim Junior Eurovision Song Contest geschrieben, „Hoiame Kokku“ (Lasst uns zusammenhalten) von ARHANNA.


Vorbild für Frauen und Mädchen

Leelo Tungal, eine Frau von großer künstlerischer Tiefe, ist seit über 50 Jahren ein Leuchtturm der estnischen Kultur. Ihre Geschichten, Lieder und Gedichte sind nicht nur Ausdruck ihres Talents, sondern auch Inspiration für Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt, die in der Kunst- und Musikwelt aktiv werden wollen. Tungals Leben und Werk zeigen eindrucksvoll, wie weit Talent, Hingabe und Mut Frauen führen können.

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