von Mathilda Kolanus und Dr. Irving Wolther
Der Eurovision Song Contest hat sich seit seiner Entstehung 1956 als eines der größten Musikspektakel der Welt etabliert. Dazu wäre er ohne das Engagement der Mitarbeitenden hinter den Kulissen allerdings nie geworden. Die britische Regisseurin und Fernsehproduzentin Yvonne Littlewood hat durch ihre Arbeit nicht nur den Weg der Frau in einer von Männern dominierten Medienlandschaft bereitet, sondern auch das optische Erscheinungsbild des Wettbewerbs bleibend geprägt.
Eine junge Frau in „a man's world“
Yvonne Littlewood wurde 1927 in Maidstone, Vereinigtes Königreich, als Tochter des Künstlerehepaars Joan und Eric Littlewood geboren und ging schon als junges Mädchen zum Klavier- und Ballettunterricht. Obwohl sie eine gute Schülerin war, startete Yvonne ihre beruflich Karriere als einfache Sekretärin in der Finanzabteilung der BBC. Doch dabei sollte es nicht bleiben, denn die junge Angestellte hatte einen Traum, und trotz des Umstands, dass der britische Fernsehsender damals, wie sie sich erinnert, „a man’s world“ war, sollte sie sich dort als Frau einen Namen machen.
Der harte Aufstieg zur Produzentin
Zwei Jahre nach ihren einfachen Anfängen begann sie einen Job als Produktionssekretärin, in dem sie regelrecht aufblühte. Sie konnte ihre Fähigkeiten und ihre Kompetenzen unter Beweis stellen, hinter ihren männlichen Konkurrenten hervorstrahlen und wurde schließlich auf der Grundlage ihrer Erfolge zur Produktionsassistentin befördert. Bis in die 1970er Jahre war sie das einzige weibliche Gesicht unter den 20 männlichen Produzenten der BBC.
Revolutionärin ihrer Branche
Zu ihren größten Erfolgen zählen die Ausstrahlungen des Eurovision Song Contests 1960 und 1963, als dieser in London stattfand. Für ihren zweiten Wettbewerb setzte sie erstmals Helikopteraufnahmen durch, mit denen sie ihren eigenen künstlerischen Ansatz, aber auch das Fernseh-Know-how der BBC spektakulär in Szene setzte. Der Helikopter konnte damals noch auf dem Dach des Fernsehgebäudes landen, da in den Studios noch keine Deckenbeleuchtung installiert war und die Statik dies daher erlaubte. Ihr Konzept der Luftaufnahmen prägt das Musikspektakel bis heute.
Ihr kreativer Kopf: bis heute bewundert
Noch heute wirkt Yvonne Littlewoods Produktion des Eurovision Song Contests für die damalige Zeit ausgesprochen ästhetisch und fesselnd – dabei arbeitete Yvonne Littlewood zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht lange als Produzentin und hatte keine künstlerischen Vorbilder für ihre Inszenierung. Sie legte ihren Fokus darauf, das Beste aus den Künstlerinnen und Künstlern herauszuholen und sie dementsprechend zu inszenieren.
Vergangen, doch nicht vergessen
Yvonne Littlewood gewann viele prestigeträchtige Auszeichnungen, unter anderem den BAFTA Award 1970 für ihre Inszenierung des Musicals „Just Pet“ sowie unzählige weitere, die ihren Karriereweg begleiteten und ihr Vermächtnis glänzen lassen. Die Regie-Ikone, die das Leben vieler junger Frauen im Fernsehbusiness mit ihrem Traum bis heute beeinflusst, verstarb am 7. Juli 2023 im Alter von 95 Jahren friedlich schlafend auf ihrem Sofa. Die Fangemeinde wird sie als eine der großen Frauen beim Eurovision Song Contest in ihrem Herzen behalten.
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