Seit es für die Teilnahme am Eurovision Song Contest eine Altersbeschränkung von mindestens 16 Jahren gibt, müssen jüngere Interpreten wohl oder übel auf den Junior Eurovision Song Contest ausweichen. Das war nicht immer so, und den Rekord in Sachen Jugend hält noch immer das Original.
„Non ho l’età per amarti“ (Ich bin nicht alt genug, dich zu lieben) hauchte die damals 16‑jährige Gigliola Cinquetti beim ESC 1964 in Kopenhagen züchtig ins Mikrofon. Alt genug zu singen war die Italienerin aber sehr wohl und bewegte mit ihrem rührenden Vortrag die europäischen Juroren zu einem bis dato beispiellosen Punkteregen. Kinder und Tiere ziehen immer, heißt es. Doch während die EBU bis heute keine Vierbeiner auf der Bühne gestattet, waren Kinder beim Eurovision Song Contest lange Zeit kein Tabu.
Children, Kinder, enfants...
Bis 1986 blieb Gigliola Cinquetti die jüngste Eurovisionssiegerin. Eine 15-Jährige machte ihr schließlich den Rang streitig: Sandra Kim. Moment mal – 15? Zwar sang die kleine Belgierin in ihrem späteren Siegertitel „J’aime la vie“, dass sie schon 15 sei, in Wahrheit war sie bei ihrem Auftritt allerdings erst 13. Das Geheimnis wurde erst nach dem erneut überwältigend hohen Punktesieg in Bergen gelüftet und sorgte nicht nur für Schlagzeilen, sondern in den folgenden Jahren für einen Wettlauf um den jüngsten Interpreten.
Deutschland zog als erstes nach: Maxi und Chris Garden verfehlten 1987 nur knapp die Vorentscheidungshürde und durften dafür ein Jahr später in Dublin mit „Lied für einen Freund an den Start“ gehen. Maxi bzw. Meike Garden war bei ihrem ersten Vorentscheidungsauftritt mit Mutter Chris vierzehn. 1989 gingen dann gleich zwei Zwölfjährige beim Song Contest in Lausanne an den Start: Gili Netanel für Israel (gemeinsam mit der Sängerin Galit und dem Titel „Derech Ha‘Melech“) und die löwenmähnige Belgierin Nathalie Pâque für Frankreich (mit „J’ai volé la vie“).
Little Child
Streng genommen wurde Nathalie Pâque erst fünf Tage nach dem Wettbewerb zwölf. Die nachfolgenden Diskussionen und Proteste wurden dann auch der EBU zu viel und sie legte 1990 das Mindestalter für die Teilnahme am Eurovision Song Contest auf 16 Jahre fest. Dabei waren zuvor schon deutlich jüngere Teilnehmer im Wettbewerb vertreten. Bereits 1969 in Madrid ging der 13-jährige Jean-Jacques mit dem bezeichnenden Titel „Maman, Maman“ für Monaco an den Start. Und 1979 brachte die Spanierin Betty Missiego mit dem Kinderchor Caramelos die wohl jüngsten Teilnehmer auf die Jerusalemer Eurovisionsbühne.
Oder doch nicht? 1985 wurde das dänische Duo Hot Eyes (Kirsten Siggaard und Søren Bundgaard) beim Vortrag ihres Titels „Sku' du spør', fra no'en?" von der Tochter einer Freundin, der damals 8-jährigen Lea auf der Bühne unterstützt. Und selbst diesen Rekord hatten Kirsten und Søren streng genommen schon ein Jahr vorher gebrochen: Bei ihrer ersten Teilnahme 1984 war Kirsten nämlich schwanger, und auch ihr zweiter Sohn war 1988 im Babybauch mit auf der Eurovisionsbühne. Jünger geht es selbst beim Junior ESC nicht mehr...
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